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Wie lange ist Alkohol im Blut nachweisbar?

Der Autor

David Jordan

Pharmazeut

Das Wichtigste kurz zusammengefasst

Zeit

Grundsätzlich ist bei akutem Konsum von Alkohol eine Nachweisbarkeit von etwa 12-72 Stunden gegeben.

Wichtigste Marker

  • PEth: Dieser Marker ist in der Lage sowohl akuten Alkohlkonsum festzustellen als auch die Menge an getrunkenem Alkohol.
  • EtG: Dieser Marker erkennt akuten Konsum, kann aber auch schon, in Vergleich zu allen anderen Markern, bei minimalen Mengen von Alkohol wie z.B. in Nahrungsmittel, Desinfektionsmittel oder Mundspülungen erhöht sein

Zeit

Der chronische Konsum ist je nach Nachweis ist bis zu etwa 3 Monate detektierbar

Wichtigste Marker

  • CDT: Ab etwa 50g reinem Alkohol über ca. 1-2 Wochen steigt dieser Marker an. Eine Senkung bei Abstinenz, kann etwa 3 Wochen dauern
  • MCV: Das MCV wird durch einen Konsum von etwa 60g reinen Alkohol über 4-6 Wochen erhöht. Eine Senkung bei Abstinenz, kann bis zu 16 Wochen dauern
  • Geschlecht
  • Alter
  • Erkrankungen
  • Vieles mehr (siehe Inhaltsverzeichnis)
  • Gesunde Ernährung
  • Schlaf
  • Körperliche Aktivität
  • Stressreduktion

Bevor es losgeht:

Die Anordnung einer MPU ist oft mit negativen Gefühlen wie Angst, Schuld oder Scham verbunden. Wir haben großen Respekt davor, dass Du dich mit diesem Thema auseinandersetzt!

Berechne die Nachweisbarkeit Deines Alkohol Konsums

Detektionsdauer auf einen Blick

Einmaliger Alkoholkonsum

MessverfahrenDetektion vonMenge an Alkohol, die zu einer Erhöhung führtZeitraum, ab dem eine Erhöhung auftrittNotwendige Abstinenzdauer bis zur Senkung
GGTAkuter exzessiver und chronischer Konsum80–200 g/Tag24h-2 Wochen t(0,5)=14-26 Tage2-6 Wochen
EtGEinmaliger Konsum<10g< 45 min18-36h
PEthEinmaliger Konsum≥10g< 30 min t(0,5)= 4 Tage12 Tage bei einmaligem Konsum; 28 Tage bei chronischen Konsum
Zeit Fenster, in der einmaliger Alkoholkonsum mit etablierten Messverfahren ermittelt werden kann.

Chronischer Alkoholkonsum

MarkerArt des KonsumsMenge an Alkohol, die zu einer Erhöhung führtZeitraum, ab dem eine Erhöhung auftrittAbstinenzdauer für Senkung zu Normwerten
MCVHoher, chronischer Konsum über mehrere Wochen≥ 60 g/Tagab 4-6 Wochen8-16 Wochen
CDTCa. 5 Drinks/Tag für ca. 2 Wochen> 50 g/Tag1-2 Wochen2-3 Wochen; t(0,5)=15 Tage
ASTHoher, chronischer Konsum über mehrere Wochen≥ 40 g/Tag3-7 Tage2-4 Wochen; t(0,5)=12-24 Stunden
ALTHoher, chronischer Konsum über mehrere Wochen≥ 40 g/Tag3-7 Tage2-4 Wochen; t(0,5)=37-57h
Zeit Fenster, in der chronischer Alkoholkonsum mit etablierten Messverfahren ermittelt werden kann.

Nachweismethoden für akuten Alkoholkonsum

Blutwerte

PEth-Test

PETh steht für Phosphatidylethanol und wird in direkter Verbindung mit akuten Alkoholkonsum im Körper gebildet und korreliert mit der Menge an getrunkenen Alkohol.

Damit lässt sich die genaue Menge an konsumierten Alkohol feststellen, der akut konsumiert wurde und ist der einzige Bluttest, der zu diesem fähig ist.

Deshalb ist der PEth-Test auch notwendig, um in einer MPU nachzuweisen, dass Du in der Lage bist, Alkohol kontrolliert zu konsumieren.

Bei Kontrollierten Alkoholkonsum musst Du nämlich über einen Zeitraum von 6-12 Monaten in 4-5-wöchigen Abständen einen Nachweis liefern, dass Du nur zu bestimmten Zeiten, gewisse Mengen an Alkohol getrunken und vor allem nicht zu viel getrunken hast. Mit diesem Wert ist das gut zu machen.

Dabei wird das PEth nur durch eine abnorme Veränderung der Zellhülle mit Ethanol gebildet, ein Umstand, der dazu führt, dass nur Alkoholkonsum zu einer Erhöhung führen kann. Deswegen ist dieser Nachweise höchst spezifisch, da keine anderen Variablen den Wert ansteigen lassen können.

Ein weiterer Vorteil von PEth gegenüber dem Nachweis von EtG ist, dass es erst bei höheren Konzentrationen detektiert werden kann und somit eine niedrigere Sensitivität besitzt. Das bedeutet, es kommt zu weniger falsch-positiven Ergebnissen wie z.B. eine Erhöhung des EtG durch versehentlichen Konsum von Lebensmittel mit Alkoholinhalt

Merke:

Dir sollte bewusst sein, dass das PEth nach etwa 10g Ethanol (0,25l Bier) auffällig erhöht ist und bereits nach ca. 30 min im Blut nachweisbar ist.

Merke:

Die Grenze für eine PEth-Erhöhung bei chronischen Alkoholkonsum liegt bei etwa 50-60 g Ethanol/Tag über einen Zeitraum von ca. 3 Wochen.

EtG-Test

Das Ethylglucoronid (EtG) ist schon ab sehr geringen Mengen an Alkohol nachweisbar und lässt daher gut auf akuten Alkoholkonsum rückschließen. Dabei entsteht das EtG durch den Abbau von Alkohol in geringen Mengen (0,02–0,06 %). Bei diesem Vorgang wird Ethanol mit einem Zuckermolekül verbunden und über den Urin ausgeschieden.

Das EtG ist somit ein Marker der direkt mit dem konsumierten Alkohol zusammenhängt und damit unabhängig von anderen Einflüssen bleibt.

Der EtG-Wert erlaubt aber weder Rückschlüsse auf die Menge des getrunkenen Alkohols noch auf den Zeitpunkt des Konsums.

Deshalb ist dieser Wert nicht dazu geeignet, um bei einer MPU Kontrollierten Alkoholkonsum nachzuweisen.

Wofür er sich aber eignet und auch genutzt wird, ist der Nachweis von Alkoholabstinenz.

Wie lange ist Alkohol im Blut nachweisbar_EtG Test

Eine weitere Eigenschaft, die das EtG als Marker für Alkoholkonsum interessant macht ist die, im Vergleich zu Ethanol, wesentlich langsamere Ausscheidung. Wie du in der Abbildung 1 sehen kannst, ist EtG ein höchst variabler Messwert ist. Das Messen des EtG erlaubt aber die Beurteilung von Abstinenzbehauptungen, da er Konsummuster gut abbilden kann und vor allem große Mengen zuverlässig detektiert.

Eine Ethyl-Glucuronid-Konzentration von mehr als 0,1 mg/l wird als Hinweis auf Alkoholkonsum in den letzten 36 Stunden interpretiert.

Der Aufbau hoher EtG-Konzentrationen kann nur durch hohe Alkohol-Konzentrationen erfolgen: In Trinkversuchen wurde festgestellt, dass eine akute Alkoholbelastung von mehr als 1,6 Promille notwendig ist, um eine EtG-Konzentration von mehr als 5 mg/l (Serum) zu erreichen.

EtG wird in der Regel wesentlich häufiger im Urin als im Blut gemessen, da es dort wesentlich länger, bis ca. 70-80 h, vorhanden ist. Das EtG ist im Blut nur etwa 18-36 h nachweisbar.

Daher ist bei der MPU nur die Bestimmung des ETG im Urin ist zur Überwachung der Abstinenz im Rahmen Standard. Zum Nachweis akuten Alkoholkonsums ist aber auch eine Messung aus dem Blut möglich, da EtG auch schon nach etwa 45 min nachweisbar ist.

Der gesamte MPU Ablauf

Wir zeigen Dir Schritt für Schritt was es als nächstes für Dich zu tun gilt.

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Zum nächsten Schritt →

Eine Analyse des EtG-Wertes anhand von Blut wird z.B. in Verkehrskontrollen durchgeführt. Im ersten Schritt wird normalerweise eine Urinprobe gemacht. Sollte diese anschlagen, muss im Anschluss ein Bluttest gemacht werden. Sollte die Urinprobe verweigert werden, hat die Polizei die Möglichkeit, einen Bluttest richterlich anordnen zu lassen. Dafür müssen allerdings Gründe vorliegen, die diesen Test rechtfertigen. Entsprechende Gründe könnten folgende sein:

  • auffälliges Fahrverhalten
  • auffälliges Verhalten während dem Gespräch mit der Polizei (z.B. lallen)
  • persönliche Aussage der Polizei gegenüber, dass Alkohol konsumiert wurde.

Verweigerst Du allerdings einen Urintest und hat die Polizei auch keinen begründeten Verdacht, dass Du Alkohol konsumiert haben könntest, erhöhst Du die Chancen, dass keine Blutprobe genommen wird.

Merke:

Leider lassen sich auch sehr geringe Mengen von Ethanol, wie z.B. als Zusatz in Nahrungsmitteln oder Mundwässern, detektieren. Dabei ist auch die Menge aus EtOH produzierten EtG ist stark variabel und vom einzelnen Individuum abhängig. So kann schlecht zwischen versehentlicher Alkoholaufnahme und einem Alkoholexzess unterschieden werden. Bereits bei einer Menge von unter 10g von aufgenommenem Ethanol ist EtG nachweisbar.

Leberwerte

GGT-Test

Sowohl akuter exzessiver als auch chronischer Alkoholkonsum können den GGT-Wert erhöhen. Der GGT-Test betrachtet das Enzym „Gamma-Glutamyl-Transferase“, das dem Körper einen Schutz vor toxischen chemischen Reaktionen bietet.

Glutathion, eine Aminosäurekette und wesentlicher Bestandteil antioxidativer Mechanismen im Körper, ist vorwiegend in der Leber vorhanden, aber auch in anderen Geweben.

Alkohol führt durch seine toxischen Eigenschaften zu einer Bildung von freien Radikalen, die durch das Glutathion neutralisiert werden. Dies führt zu einem kompensatorischen Anstieg der GGT-Konzentration im Blut, damit neues Gluthation gebildet werden kann.

Doch auch andere Faktoren wie Leberfunktionsstörungen, Diabetes, Fettleibigkeit, bestimmte Medikamente wie z.B. Paracetamol, Verhütungsmittel, Antibiotika oder kardiovaskulär wirkende Wirkstoff können ursächlich für eine Erhöhung der GGT sein.

Daher liefert der GGT-Test allein keinen eindeutigen Beweis für Alkoholkonsum, sondern dient eher als Indikator.

Normalerweise liegt der GGT-Wert zwischen 5 und 40 bei Frauen bzw. 60 bei Männern U/l. Etwa 80–200 g Ethanol/Tag resultiert in einer Erhöhung der GGT und tritt zwischen 24h und 2 Wochen auf. Durch den schnellen Ausschlag der GGT-Konzentration bei Alkoholkonsum ist der GGT-Test eine gute Methode, um Abstinenz bzw. den möglichen Bruch der Abstinenz nachzuweisen.

Allerdings sind zur Belegung von Abstinenz bei einer MPU ausschließlich Urin- oder Haarproben gemäß den CTU-Kriterien gültig. GGT-Werte, auch über Monate gesammelt, sind keine Alternative zum Belegen der Alkoholabstinenz!

Dieser Wert ist allerdings nützlich um zu belegen, dass Du nicht mehr exzessiv Alkohol trinkst, z.B. im Rahmen des Kontrollierten Trinkens (hier sind allerdings besondere Voraussetzungen zu beachten!) oder im Rahmen reduzierten Alkoholtrinkens (was in manchen Fällen zum Bestehen der MPU ausreichen kann).

Merke:

Bereits ein bis zwei große Gläser Wein täglich könnten zu einer Erhöhung der GGT-Produktion führen. Der Wert normalisiert sich ausgehend von einem stark erhöhten Wert erst wieder nach durchschnittlich 2-6 Wochen.

Merke:

Da auch das Rauchen von Zigaretten zu einer Erhöhung der GGT führt, wäre es zu empfehlen auch hier den Konsum zu reduzieren.

Übersicht aller Messverfahren zur Detektion von akutem Alkoholkonsum

MarkerSensitivitätSpezifitätArt des KonsumsMenge an Alkohol, die zu einer Erhöhung führtZeitraum, ab dem eine Erhöhung auftrittAbstinenzdauer zur Senkung
GGT40-95%80-90%Akuter exzessiver und chronischer Konsum80–200 g/Tag24h-2 Wochen t(0,5)=14-26 Tage2-6 Wochen
EtG70-90%80-95%Einmaliger Konsum<10g< 45 min18-36h
PEth95-100%100%Einmaliger Konsum≥10g< 30 min t(0,5)= 4 Tage12 Tage bei einmaligem Konsum; 28 Tage bei chronischen Konsum
*Sensitivität: Gibt die Wahrscheinlichkeit der Detektion einer abnormen Änderung des Markers an.
*Spezifität: Gibt die Wahrscheinlichkeit der abnormen Änderung des Markers an auf Grund von Alkoholkonsum.
*t(0,5)= Zeit, in der sich die Konzentration des Markers halbiert
MarkerWahrscheinlichkeit für das Detektieren eines AbstinenzbruchsVerwendung/VorteileNachteile
GGT50%Nachweis von “binge-drinking”Falsch-positives Ergebnisse durch viele Einflussfaktoren
EtG100%Sehr spezifisch für Alkoholkonsum; AbstinenznachweisFalsch-positives Ergebnis durch Nahrungsmittel; Kosten und komplizierter Test
PEth100%Sehr spezifisch; Nachweis der getrunkenen Menge; sowohl für akuten als auch chronischen Konsum verwendbarAufwendig und teuer
Vor- und Nachteile in der Verwendung der Nachweisverfahren

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Nachweismethoden für chronischen Alkoholkonsum

Blutwerte

MCV-Test

Der MCV-Wert (Mean Corpuscular Volume) gibt Hinweise auf einen möglichen langfristigen und höheren Alkoholkonsum, ist aber von vielen anderen Faktoren beeinflussbar. Der Wert allein liefert keine genauen Informationen über die konsumierte Alkoholmenge

Dieser Test zielt nicht darauf ab, sofortigen Alkoholkonsum aufzudecken, sondern informiert vielmehr über möglichen langfristigen Alkoholkonsum.

MCV steht für „Mean Corpuscular Volume“ und gibt Aufschluss über die Größe unserer roten Blutzellen, den Erythrozyten. Die Größe deiner Erythrozyten ist deswegen wichtig, da Alkohol das Wachstum der Erythrozyten im Rückenmark beeinflusst, was zu einer Vergrößerung führen kann. Die Berechnung erfolgt durch das Verhältnis von Erythrozytenvolumen zu Erythrozytenanzahl.

Normale Werte liegen üblicherweise zwischen 80 und 100 Femtolitern (1 fl = 10^-15 Liter). Ein erhöhter MCV-Wert weist auf möglichen chronischen Alkoholkonsum hin, allerdings können auch Krankheiten wie Eisenmangelanämie oder Vitamin-B12-Mangel diesen Wert beeinflussen.

Zusätzlich spielen Faktoren wie Koffein (senkend), Nikotin (erhöhend) und verschiedene Medikamente eine Rolle. Beachte daher, dass der MCV-Wert allein keine präzisen Informationen über die Menge und Häufigkeit deines Alkoholkonsums liefert.

Ein Anstieg des MCV ist ab einem Alkoholkonsum von etwa ≥ 60 g/Tag über einen Zeitraum von circa 4-6 Wochen zu erwarten. Das heißt, dass gelegentlicher niedriger Alkoholkonsum kein Problem darstellt, genauso wenig wie alkoholhaltige Lebensmittel.

Ein Rückgang dieses erhöhten MCV-Werts wird erst nach ungefähr 8-16 Wochen erfolgen, da die Lebensdauer der Erythrozyten etwa 120 Tage beträgt, bevor sie in der Milz abgebaut werden.

Beeinflussung durch Ernährung

Eine ausgewogene Ernährung, insbesondere reich an Vitaminen und Mineralstoffen wie Vitamin B12 und Folsäure, kann zur Verbesserung des MCV-Werts beitragen. Es wäre auch sinnvoll diese Werte bei einem Hausarzt überprüfen zu lassen, damit man gegebenenfalls einen Mangel mit Supplementierung ausgleichen kann.

Beeinflussung durch Rauchen

Falls du Raucher sein solltest, könntest du die MPU zum Anlass nehmen deinen Konsum zu reduzieren, da auch der MCV-Wert dabei sinkt.

Senkung durch Koffein

Vor dem Test selbst kann sinnvoll sein Tee, Kaffee oder eine andere Koffeinquelle zu sich zu nehmen, da Koffein den MCV-Wert senken kann.

CDT-Test

Auch der CDT-Test spielt nur bei chronischen Alkoholkonsum eine Rolle. Grundsätzlich ist dieser Test nur ein indirekter Nachweis von Alkohol, dennoch ist es das beste Messverfahren, um chronischen Alkoholkonsum festzustellen.

CDT steht für „Carbohydrate-Deficient-Transferrin“ – ein Marker, der das Haupt-Eisentransportprotein des Körpers, das Transferrin, analysiert.

Bei einem erniedrigten CDT-Wert ist der Kohlenhydratanteil des Transferrins reduziert, da die Synthese und Bindung der Kohlenhydratketten, welche über die Leberzellen abläuft, durch den Alkoholkonsum beeinträchtigt wird.

Dabei ist zu beachten, dass über diesen Marker keine genauen Alkoholmengen nachweisbar sind und Wert auch durch andere Einflussfaktoren wie z.B. Lebererkrankungen oder Schilddrüsenerkrankungen erhöht sein kann.

Auch Magersucht oder Schwangerschaft können zu einer Erhöhung des CDT-Wertes führen.

Der Referenzwert für den CDT liegt üblicherweise unter 1,7-2,5 %. Ein Anstieg wird bei einer Aufnahme von mehr als 50–80 g Ethanol pro Tag über mindestens 7–14 Tage verzeichnet, wobei das individuelle Trinkmuster (Häufigkeit und Intensität) eine Rolle spielt.

Verwendung zur Messung von chronischem Alkoholkonsum

Der CDT ist spezifisch, jedoch nicht sehr empfindlich, was bedeutet, dass vor allem hoher chronischer Alkoholkonsum erfasst wird, während “normales” Trinken, wie z.B. ein Feierabend-Bier oder ein Glas Rotwein am Abend, keinen Einfluss auf den Wert besitzt Nach einer alkoholfreien Phase zeigt sich der CDT-Wert nach etwa 2-4 Wochen rückläufig, wobei sich der Wert etwa alle 14 Tage halbiert.

Leberwerte

AST/ASAT bzw. GOT

Durch die Zelltoxizität von Alkohol auf die Leberzellen kann es bei Zelltod zu einer deutlichen Erhöhung des AST-Werts im Blut kommen – ein möglicher Indikator für akuten und/oder chronischen Alkoholkonsum.

Die Aspartatamino-Transferase (AST) spielt eine wichtige Rolle im Aminosäurestoffwechsel und ist in verschiedenen Geweben wie Leber, Herz, Muskeln und Lunge vorhanden. Normalerweise findet man dieses Enzym nicht im Blut.

Hinweis

AST/ASAT (Aspartat-Amino-Transferase) = GOT (Glutamat-Oxalacetat-Transaminase)

ALT/ALAT bzw. GPT

Die Alaninamino-Transferase (ALT oder ALAT) ist ebenfalls ein Enzym im Aminosäurestoffwechsel. Im Vergleich zur AST ist dieses Enzym jedoch organspezifisch der Leber zugeordnet.

Wie die AST ist auch die ALT normalerweise nicht im Blut vorhanden. Alkohol kann jedoch, ebenso wie bei der AST, durch Zelltod zu einer Freisetzung von ALT führen. Die Interpretation des Alkoholkonsums anhand des ALT-Werts unterliegt denselben Einschränkungen wie bei der AST.

Daher ist ein erhöhter AST/ALT-Wert im Blut nur von eingeschränkter Bedeutung, da er auch auf Lebererkrankungen, Herz-/Lungeninfarkte oder Muskelschäden hinweisen könnte.

Zudem können Medikamente wie Cholesterol-Synthese-Hemmer den AST-Wert beeinflussen.

Deshalb ist der AST/ALT-Wert allein kein spezifischer Marker für akuten oder chronischen Alkoholkonsum. (Die Normwerte für den AST-Wert liegen bei Frauen bei weniger als 35 U/l und bei Männern bei weniger als 50–60 U/l.).

Eine größere Bedeutung besitzt das Verhältnis von AST/ALT (>2))

Hinweis

ALT/ALAT (Alaninamino-Transferase) = GPT (Glutamat-Pyruvat-Transaminase)

GD/GLDH (Glutamat-Dehydrogenase)

Normalerweise spielt die Glutamat-Dehydrogenase bei MPU-Tests keine bedeutende Rolle.

Die Glutamat-Dehydrogenase (GD) teilt ähnliche Eigenschaften mit der ALT, jedoch ermöglicht die unterschiedliche Lokalisation der GLDH in den Leberzellen eine genauere Identifikation des Schweregrads einer Leberschädigung durch Alkohol im Vergleich zur ALT.

(Die Referenzwerte für die GD liegen bei Frauen bei weniger als 5 U/l und bei Männern bei weniger als 7 U/l.)

AP/ALP (Alkalische Phosphatase)

Die Alkalischen Phosphatasen (APs) bilden eine Gruppe von Enzymen, die basierend auf ihrem Ursprung in Plazenta, Dünndarm und sogar einer gemeinsamen Leber-Knochen-Nieren-AP unterteilt werden können.

Aufgrund ihrer geringen Spezifität lässt sich schließen, dass die APs keine relevante Rolle für die MPU spielen.

Übersicht aller Messverfahren zu Detektion chronischen Alkoholkonsum

MarkerSensitivitätSpezifitätArt des KonsumsMenge an Alkohol, die zu einer Erhöhung führtZeitraum, in dem Erhöhung auftrittAbstinenzdauer für Senkung zu Normwerten
MCV30-75%60-90%Hoher, chronischer Konsum über mehrere Wochen≥ 60 g/Tagab 4-6 Wochen8-16 Wochen
CDT60-70%80-95%Ca. 5 Drinks/Tag für ca. 2 Wochen> 50 g/Tag1-2 Wochen2-3 Wochen; t(0,5)=15 Tage
AST25-60%47-68%Hoher, chronischer Konsum über mehrere Wochen≥ 40 g/Tag3-7 Tage2-4 Wochen; t(0,5)=12-24 Stunden
ALT15-40%50-57%Hoher, chronischer Konsum über mehrere Wochen≥ 40 g/Tag3-7 Tage2-4 Wochen; t(0,5)=37-57h
*Sensitivität: Gibt die Wahrscheinlichkeit der Detektion einer abnormen Änderung des Markers an.
*Spezifität: Gibt die Wahrscheinlichkeit der abnormen Änderung des Markers an auf Grund von Alkoholkonsum.
*t(0,5)= Zeit, in der sich die Konzentration des Markers halbiert
MarkerWahrscheinlichkeit für das Detektieren eines AbstinenzbruchsVerwendung/VorteileNachteile
MCV20%Billig, gutes Erkennen von binge-drinkingViele Einflussfaktoren
CDT55-75%Unterscheidung zwischen normalen und kritischem AlkoholkonsumKosten und aufwendigerer Test
ASTpreiswerte routinemäßige BestimmungViele Einflussfaktoren
ALTreiswerte routinemäßige BestimmungViele Einflussfaktoren
Vor- und Nachteile in der Verwendung der Nachweisverfahren

Individuelle Einflussfaktoren

MarkerErkrankungen und weitere EinflussfaktorenGeschlechtMischkonsumBesondere Medikamente
MCVLebererkrankungen, Vitamin B12 und FolsäuremangelFrauen ⬆️Coffein⬇️Rauchen⬆️Verhütungsmittel
CDTMagersucht, Schwangerschaft und EisenmangelFrauen ⬆️
ASTViele weitere ErkrankungenCoffein⬇️
ALTViele weitere ErkrankungenCoffein⬇️
Akute Marker
MarkerErkrankungen und weitere EinflussfaktorenGeschlechtMischkonsumBesondere Medikamente
GGTLebererkrankungen, Kardiovaskuläre Erkrankungen und Diabetes etc.Männer ⬆️Rauchen⬆️Paracetamol, Verhütungsmittel, Antibiotika
ETGKEINE EinflussfaktorenFrauen ⬆️Coffein indirekt ⬇️KEINE Einflussfaktoren
PEthKEINE EinflussfaktorenFrauen ⬆️KEINE Einflussfaktoren
Chronische Marker

Alter

Marker sind sind mit einer höheren Wahrscheinlichkeit grundsätzlich niedriger in Personen unter 30. Das liegt daran, dass die Regenerationsfähigkeiten des Körpers im jungen Alter besser sind und (außer bei EtG), die Stoffwechselrate und Ausscheidung von Alkohol mit dem Alter abnimmt.

Geschlecht:

  • Die Konzentration von PEth und EtG ist bei Frauen im Vergleich zu Männern erhöht, da sie Alkohol langsamer abbauen.
  • Auf Grund der geringeren Körperfläche und daher niedrigerem wässrigen Verteilungsvolumen von Frauen, ist die Konzentration von PEth und EtG im Vergleich zu Männern erhöht.

Gewicht/Stoffwechsel

  • Übergewicht lässt die Marker ansteigen, da ein höherer Körperfettanteil zu eine erhöhten Depoteffekt für den Ethanol führt und somit auch länger im Körper verweilt
  • Der Körper baut Alkohol, auf Grund der höheren Körpertemperatur, Aktivität und erhöhter Stoffwechselrate, schneller am Tag ab als am Abend

Erhöhung durch Medikamente und Drogen:

  • Ibuprofen/Paracetamol/Voltaren → GGT,AST,ALT ⬆️
  • Antikonvulsiva (alle⬆️), Antidepressiva (fast alle⬆️), Benzodiazepine (GGT⬆️)
  • Antibiotika (AST/ALT⬆️) und Virustatika (MCV⬆️)
  • Kontrazeptiva (MCV⬆️)
  • Drogen besitzen keinen direkten Einfluss

Die Anordnung einer MPU macht oft hilflos

Unser Ziel ist es die Hilflosigkeit durch Handlungssicherheit zu ersetzen.

Beeinflussung der Marker durch den Lifestyleveränderungen

Ausreichender Schlaf (7-8h)

Im Schlaf aktiviert dein Körper eine Vielzahl von Regenerationsmechanismen und erhöht seine Entgiftungskapazitäten

Ernährung

Eine ausgewogene und gesunde Ernährung versorgt den Körper mit wichtigen Nährstoffen, die positive Auswirkungen auf Enzymsynthese/-funktion und Regeneration besitzen

Körperliche Aktivität

Sport und Bewegung beschleunigen Stoffwechselvorgänge, erhöhen die Durchblutung und können somit zur Entgiftung beitragen.

Stressmanagement

Eine hohe und chronische Mengen an Stress vermindert die Fähigkeiten deines Körpers sich zu regenerieren.

Häufig gestellte Fragen

Ich habe Menge xy an Alkohol getrunken, kann das nachgewiesen werden?

Dies kannst du mit unserem Ethanol-Rechner berechnen.

Welche Marker im Blut spielen für die MPU eine Bedeutung?

  • PEth: Dieser Wert ist notwendig, um Kontrolliertes Trinken zu belegen. Du musst diesen Wert beim Beginn des Kontrollierten Trinkens erheben, nachdem Du eine Abstinenzphase von ungefähr 3 Monaten durchlaufen hast. Anschließend wird dieser Wert erneut bei der MPU erhoben. Die Werte sollten sich dann nicht voneinander unterscheiden. Gewisse Schwankungen sind natürlich ok. Abstinenz kannst Du damit allerdings nicht belegen.
  • MCV, CDT und GGT spielen mittlerweile fast keine Rolle mehr bei der MPU. Solltest Du allerdings keine Abstinenz und kein Kontrolliertes Trinkverhalten belegen müssen, kannst Du diese Werte zur MPU mitbringen. Das ist allerdings nur zu empfehlen, wenn diese im Normbereich sind.
  • EtG ist der Wert, der bei der Abstinenz geprüft wird. Dies kannst Du über Urin- oder Haaranalysen machen.

Ich habe ein Lebensmittel mit Alkohol gegessen. Kann das bereits nachgewiesen werden?

Ja. Dies ist mithilfe des EtG Wertes möglich. Bei der MPU wird dieser auch gerne verwendet und entsprechend interpretiert

Hat die Art von Alkohol einen Einfluss?

Nein, es kommt nur auf den reinen Ethanol-Gehalt an.

Was kann ich tun, um den Abbau von Alkohol im Blut zu beschleunigen?

Durch Lifestyle Änderungen kann der Abbau beschleunigt werden.

Kann herausgefunden werden, wie viel Alkohol ich getrunken habe?

    • Jedoch nur indirekt und ungenau über die Menge, die zu einer Erhöhung eines Markers führt

Die Anordnung einer MPU macht oft hilflos

Unser Ziel ist es die Hilflosigkeit durch Handlungssicherheit zu ersetzen.

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Susanne Schmieder M.Sc. Psychologie_myMPu Team

David Jordan

David ist unser Experte in Sachen Labor, Abstinenznachweise und Messverfahren. Als Pharmazeut hat er die notwendige Expertise und vermittelt euch verständlich, aber mit der notwendigen Wissenschaftlichkeit, Sachverhalte im Bereich der Abstinenznachweise bei der MPU.

Quellen

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